Jetzt oder KI: 
Digitale Lösungen für echte Probleme

Jetzt oder KI: 
Digitale Lösungen für echte Probleme

So gelingt der Einsatz von KI 

in Unternehmen – Teil 1

27. June 2023
Sebastian Bluhm
Jetzt oder KI: Digitale Lösungen für echte Probleme

Mein Geschäftspartner Dirk und ich hatten den richtigen Riecher. Vor sechs Jahren gründeten wir die Strategie- und Technologieberatung PLAN D mit dem Ziel, Unternehmen bei der Einführung künstlicher Intelligenz zu unterstützen. Heute ist das Thema relevanter als je zuvor. Es explodiert förmlich – vor allem in der medialen Debatte. 


Doch noch klafft eine Lücke zwischen dem Potenzial der Technologie und ihrer Nutzung in der deutschen Wirtschaft. In Gesprächen mit potenziellen Kund:innen erlebe ich nicht nur Begeisterung und Neugier, sondern auch Skepsis und Zurückhaltung. Und viel Unwissenheit.


Wie relevant ist KI für unsere Branche? Welches Potenzial steckt in unseren Daten? Sollten wir wirklich eigene Anwendungen entwickeln? Wie teuer wird das? Was bedeutet das alles für unsere Mitarbeiter:innen? Und wie machen wir das mit dem Datenschutz? Diese und weitere Fragen bekomme ich jeden Tag gestellt.


Ich beantworte sie gern. Im persönlichen Gespräch und ab sofort auch in dieser Artikelserie. Schritt für Schritt, Artikel für Artikel beschreibe ich die wichtigsten Bausteine für den erfolgreichen Einsatz künstlicher Intelligenz in Ihrem Unternehmen – von der Strategie über die Technologie bis hin zu Regulatorik und Ethik.


In diesem ersten Teil geht es um die grundlegende Relevanz von Daten und künstlicher Intelligenz. Spoiler: Für die meisten Unternehmer:innen sind Investitionen in KI-Entwicklung nicht mehr optional, sondern vielmehr eine unternehmerische Notwendigkeit. Das halten Sie für übertrieben? Dann lesen Sie bitte weiter.

KI ist nichts für Sie? Die meisten Argumente greifen zu kurz

Fast täglich spreche ich mit Entscheider:innen, die darüber nachdenken, ob sie künstliche Intelligenz in ihrem Unternehmen einsetzen sollten. Drei Argumente begegnen mir dabei immer wieder.

  1. Unsere Mitarbeiter:innen haben Vorbehalte
    Das Schreckgespenst der KI, die menschliche Arbeit ersetzt und zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet, geistert seit langem durch die öffentlichen Debatten. Und es hat großen Einfluss auf die Entscheidungen von Manager:innen. Die Sorge, Investitionen in KI könnten Unruhe unter den Mitarbeiter:innen stiften, bremst viele noch so motivierte Unternehmer:innen aus.
  2. Wir haben gerade Wichtigeres zu tun
    Keine Zeit, keine Nerven, keine Ressourcen? Ein IT-Projekt gerade abgeschlossen und das nächste schon in Planung? Es gibt viele Dinge, die Manager:innen davon abhalten, ein Riesenthema wie künstliche Intelligenz auf den Tisch zu bringen. Also heißt es oft: Sorry, aber wir haben Wichtigeres zu tun, die KI muss auf uns warten.
  3. Das ist aber ganz schön teuer
    Auch betriebswirtschaftliche Argumente werden ins Feld geführt. Die Entwicklung und der Einsatz künstlicher Intelligenz sei teuer, der Return on Investment unklar, es fehle ein konkreter Business Case. Angesichts dieser Ungewissheit sind viele Manager:innen zögerlich. Und naturgemäß fällt es schwer, Gesellschafter oder Aufsichtsräte von etwas zu überzeugen, an das man selbst nicht glaubt. 

Damit wir uns nicht missverstehen: Die obenstehenden Aussagen sind im Kern nachvollziehbar. Interessant finde ich jedoch, dass in vielen Argumenten GEGEN KI die Verantwortung der Entscheider:innen ins Feld geführt wird. Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeiter:innen, gegenüber Investoren und Gesellschaftern.

Ich hingegen bin davon überzeugt, dass es gerade diese Verantwortung ist, die FÜR die Entwicklung und den Einsatz künstlicher Intelligenz spricht. Im Folgenden lesen Sie, weshalb.

Künstliche Intelligenz ist ein Game Changer

Stellen Sie sich vor, die bisherige Handlungen Ihres Unternehmens seien ein immerwährendes Fußballspiel gewesen. Ab und an kamen neue Spielzüge hinzu, Trainer:innen entwickelten innovative Taktiken, die Spieler:innen wurden immer besser. Die Art zu spielen hat sich verändert, aber das Spiel ist dasselbe geblieben. Fußball eben.

Doch eines Tages ist alles anders. Das Spielfeld ist viel größer als zuvor, es sind viel mehr Bälle auf dem Platz und viel mehr Tore, auf die es zu zielen gilt. Dies ist in etwa der Effekt, den künstliche Intelligenz auf die Handlungsoptionen von Unternehmen hat. Sie ist ein Game Changer im wahrsten Sinne des Wortes.

Die schlechte Nachricht für Unternehmen ist: Wenn Sie weiterhin erfolgreich an dem Spiel teilnehmen wollen, müssen Sie sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Auch wenn Sie am liebsten weitermachen würden wie bisher... Zumindest ein paar der neuen Bälle sollten sie aufgreifen – und versuchen zu treffen.

Wer jetzt handelt, kann vorne mitspielen

Ja, der Anfang ist mit Unsicherheiten verbunden. Ihre Spieler:innen müssen sich an die neuen Regeln gewöhnen, und es ist völlig unklar, welchen Tabellenplatz Sie in der Liga belegen werden. Es fehlen die Erfahrungswerte. Es fehlt, anders gesagt: der Business Case.

Die gute Nachricht ist: Die meisten Ihrer Gegner sind in derselben Situation. Sie sind genauso verwirrt und überfordert wie Sie selbst. Ihr Vorteil: Wenn Sie jetzt handeln und sich auf das neue Spiel einlassen, haben Sie beste Chancen, vorne mitzuspielen und vielleicht sogar aufzusteigen. Und das wird sich nicht nur positiv auf Ihr Business auswirken, sondern auch Ihren Spieler:innen attraktive Perspektiven bieten. Die sollen schließlich nicht zum nächtsbesten Club abwandern.

Doch Metapher bei Seite. Welche Vorteile kann künstliche Intelligenz Ihrem Unternehmen bringen? Im Folgenden nennen ich einige Argumente und konkrete Beispiele.

Das wirtschaftliche Potenzial künstlicher Intelligenz ist riesig

Das Argument, Investitionen in Data Science und Machine Learning seien zu teuer, mag auf den ersten Blick einleuchten. Doch je mehr man sich mit der Technologie befasst, desto absurder scheint dieser Standpunkt. Denn das wirtschaftliche Potenzial künstlicher Intelligenz ist riesig. Es gibt zahlreiche Use Cases, die das beweisen.

Künstliche Intelligenz ermöglicht es Unternehmen, ihre Effizienz zu steigern. Repetitive Prozesse können vollständig automatisiert abgebildet werden – schnell und präzise, skalierbar und kostensparend. KI macht Sie produktiver und zugleich innovativer.

Darüber hinaus lassen sich mit KI große Datenmengen schnell verarbeiten und innerbetriebliche Analysen präzisieren – was zu fundierteren Entscheidungsfindungen beiträgt. Eines unserer Projekte im Bereich der Versicherung belegt, welche massiven Einsparungen KI-gestützte Entscheidungen mit sich bringen können.

Natürlich lassen sich solche Beispiele nicht einfach auf Ihr Unternehmen übertragen. Es müssen Anwendungsfälle gefunden werden, die zu Ihrer Strategie passen und wirtschaftlich sowie technisch sinnvoll sind. Darum wird es in meinem nächsten Artikel gehen.

Menschen vs. Maschinen? Die Realität ist 
komplexer

Menschen vs. Maschinen? Die Realität ist komplexer

Das grundsätzliche Fazit aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ist klar. Auch wenn kurzfristig höhere Ausgaben für die Exploration von Anwendungsfällen und die Entwicklung der Technologie anfallen können: Bei einer guten Strategie zahlen sich Investitionen in künstliche Intelligenz aus.

Bleibt das ethische Argument. Die Furcht davor, Menschen durch Maschinen zu ersetzen. Doch solche Warnungen werden der komplexen Realität nicht gerecht. Sie zeichnen das Unternehmen als einen Ort der Nullsummenspiele: Menschliche vs. künstliche Intelligenz, bleibende vs. zu ersetzende Mitarbeitende.

In den sechs Jahren seit der Gründung von PLAN D habe ich kein einziges Mal erlebt, dass Mitarbeiter:innen durch unsere Technologie verdrängt worden wären. Im Gegenteil:

Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass nicht diejenigen Unternehmen zu den KI-Gewinnern zählen werden, die so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich wegrationalisieren – sondern diejenigen, denen es gelingt, ihnen wertschöpfendere Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten.

KI schafft bessere Arbeitsbedingungen – und neue Arbeitsplätze

Denn KI schafft vor allem eines: freie Kapazitäten. Die Übernahme bestimmter Aufgaben durch künstliche Intelligenz kann zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich erlebe, dass Mitarbeiter:innen unserer Kunden sich auf kreative, strategische oder zwischenmenschliche Tätigkeiten konzentrieren können, weil die routinemäßigen, monotonen Aufgaben von Maschinen übernommen werden. 

Darüber hinaus bietet KI die Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Indem Betriebe KI-basierte Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, können sie Zugang zu neuen Märkten aufbauen und ihr Geschäft ausbauen. So entsteht Wachstum – und nicht selten neue Arbeitsplätze.

Mit künstlicher Intelligenz gegen den Fachkräftemangel

In der Debatte um KI und Arbeitsplätze darf ein Aspekt nicht vergessen werden: der Fachkräftemangel. Immerhin stehen zahlreiche Unternehmen vor der Herausforderung, dass sie nicht zu viele Mitarbeiter:innen haben, sondern zu wenige. Fachkräfte mit jahrzehntelanger Erfahrung halten den Laden gerade noch am Laufen. Wenn sie in Rente gehen (und einer Studie zufolge wollen das 70 % der Babyboomer früher als geplant), fehlt es häufig an qualifizierten Nachfolger:innen, an die sie ihr Wissen weitergeben könnten.

Ein aktuelles KI-Projekt von PLAN D zeigt auf, wie Datenanalysen und künstliche Intelligenz dieses Problem abmildern können. Mithilfe digitaler Technologien haben wir das implizite Wissen einer Organisation in explizites, digital gespeichertes Wissen überführt. Eine KI, die auf dieses Wissen zurückgreift, unterstützt die Mitarbeiter:innen im Customer Support und trägt so dazu bei, den Beratungsservice langfristig sichern.

KI und Daten: Verlieren Sie nicht den Anschluss

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass Daten und künstliche Intelligenz für so gut wie jedes Unternehmen relevant sind. Trotzdem – so könnte man argumentieren – bleibt es Geschäftsführer:innen und Vorstandsmitgliedern doch selbst überlassen, ob sie diese Strategieoption wählen. Ob Sie die neuen Bälle aufnehmen oder eben nicht.

Das sehe ich anders. Immerhin haben Sie als Manager:innen die Verantwortung, Ihr Unternehmen so aufzustellen, dass langfristige Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet sind. Verliert ein Unternehmen jedoch einmal den technologischen Anschluss, ist dieser nur schwer wieder einzuholen.

Die Folgen können dramatisch sein: Ihre Wettbewerber werden produktiver und nehmen Ihnen Marktanteile weg. Sie besetzen das Thema KI und Daten medienwirksam und positionieren sich als Innovatoren am Markt. Das zieht nicht nur neue Kund:innen, sondern auch die besten Bewerber:innen an. Währenddessen werden Ihre eigenen Handlungsspielräume im Bereich Daten und KI immer kleiner, die Lücke zwischen Ihnen und der Konkurrenz wird immer größer.

Investieren Sie jetzt in die Zukunft Ihres Unternehmens

Manager:innen sind dazu verpflichtet, die Mittel ihres Unternehmens optimal einzusetzen. Meines Erachtens reicht dieser Satz aus, um eine Entscheidung zu fällen: Beschäftigen Sie sich jetzt mit der Entwicklung und dem Einsatz von KI-Lösungen in Ihrem Unternehmen. Bevor es zu spät ist.

KI und Sie. Aber wie?

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Wenn die grundsätzliche Entscheidung für künstliche Intelligenz getroffen ist, bleiben immer noch viele Fragen offen: Wie fangen wir an? Was sind mögliche KI-Anwendungen in unserem Unternehmen? Welches Know-how, welche Ressourcen benötigen wir?

In den weiteren Teilen der Artikelserie beantworte ich diese Fragen.

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